Wenn die Märkte zittern Vorbereitung auf geopolitische Schocks
In Momenten geopolitischer Eskalation reagieren die Börsen nicht rational, sondern reflexartig. Der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat gezeigt, wie schnell Vertrauen verschwindet. Der DAX verlor an einem einzigen Handelstag mehr als vier Prozent, in den folgenden Tagen summierten sich die Verluste auf fast zwanzig Prozent. Ein Szenario, das sich auch bei künftigen Krisen wiederholen kann.
Wer in solchen Situationen handlungsfähig bleiben will, braucht nicht Vorhersagen, sondern Struktur. Crashs verlaufen selten linear. Nach einer ersten Panikwelle folgen Gegenbewegungen, dann neue Rückschläge. Wer sich allein auf einen perfekten Einstiegszeitpunkt verlässt, wird meist enttäuscht.
Absicherung ist daher der Schlüssel. Put-Optionen oder Short-ETFs lassen sich im Vorfeld ins Depot legen, ohne dass sie laufend belastend wirken. Wer spekulativ agiert, kann Positionen in Tranchen eröffnen. Der Vorteil: Man ist sofort teilweise dabei, falls der Markt weiter abrutscht, und kann in Erholungsphasen nachlegen.
Ebenso wichtig ist die Disziplin beim Ausstieg. Teilgewinne mitzunehmen reduziert das Risiko, in der Volatilität überrollt zu werden. Märkte erholen sich nach Krisen oft schneller, als man erwartet. Wer zu lange auf den großen Absturz setzt, gibt Gewinne leicht wieder ab.
Ein Plan für den Schocktag
Wer an einem Tag mit geopolitischem Schock handlungsfähig bleiben will, braucht Struktur. Panik ist kein Konzept, aber ein klarer Ablauf schon. Ein mögliches Vorgehen lässt sich in Tranchen staffeln. So verteilt man das Risiko und bleibt flexibel inmitten der größten Volatilität.
Phase | Zeitfenster | Aktion | Ziel |
---|---|---|---|
Vorbörslich | vor 9 Uhr | Keine Orders, Marktbeobachtung | Einschätzen, wie groß das Gap wird |
Eröffnung | 9–10 Uhr | Tranche 1 (20–30 % Position) | Sofortige Teilnahme am Abverkauf |
Mittagsphase | 12–14 Uhr | Tranche 2 bei Erholung | Durchschnittskurs verbessern |
US-Eröffnung | 15–17 Uhr | Tranche 3 bei neuer Abwärtswelle | Bewegung aus den USA mitnehmen |
Tagesende | 17–22 Uhr | Teilgewinne sichern, Stops anpassen | Risiko kontrollieren, Rest laufen lassen |
Der Kern ist einfach: kleine Position am Morgen, nachlegen in der Erholung, verstärken in der zweiten Abwärtswelle. Wer so vorgeht, muss nicht das perfekte Timing treffen. Er ist immer handlungsfähig, ohne sich zu überlasten.
Ein geopolitischer Schock ist kein Moment für Heldenmut. Er ist ein Test für Risikomanagement und kühlen Kopf. Entscheidend ist nicht, den Tiefpunkt zu erwischen, sondern vorbereitet zu sein, wenn andere überrascht werden.