Warum staatliche Vorsorge kein verlässlicher Anker ist
Wer in Deutschland arbeitet, zahlt. Monat für Monat, Jahr für Jahr. Der Staat vermittelt dabei seit Generationen die gleiche Botschaft: Zahle in die Rentenkasse ein – und wir sichern dir im Alter ein gutes Leben.
Doch dieses Versprechen hält einer nüchternen Betrachtung nicht stand.
Zweckentfremdung als Prinzip
Die gesetzliche Rentenversicherung ist längst nicht mehr das, wofür sie eingeführt wurde. Sie sollte Altersvorsorge sein – ein klarer Zusammenhang von Einzahlung und späterem Bezug. Stattdessen dient sie seit Jahrzehnten als Finanzierungsinstrument für ganz andere Zwecke.
Sogenannte versicherungsfremde Leistungen – von der Mütterrente über die Rente mit 63 bis hin zu Kriegsfolgelasten oder Fremdrenten – werden aus der Rentenkasse bezahlt. Leistungen also, die gesamtgesellschaftlich gewollt sein mögen, deren Finanzierung aber eigentlich aus Steuern erfolgen müsste. Offiziell fließt zwar ein Bundeszuschuss in Höhe von rund 80 Milliarden Euro jährlich. Doch unabhängige Berechnungen zeigen: Das reicht bei weitem nicht. Seit 1957 summieren sich die Fehlbeträge auf über 600 Milliarden Euro.
Mit anderen Worten: Die Politik hat immer wieder in die Kasse gegriffen – und das Vertrauen der Beitragszahler systematisch untergraben.
Das Ergebnis: weniger für die, die eingezahlt haben
Die Folgen sind sichtbar. Das Rentenniveau, das früher noch über 50 Prozent des letzten Nettoeinkommens lag, soll bis 2030 auf nur noch 43 Prozent sinken. Für viele Rentner bedeutet das schlicht Altersarmut – trotz jahrzehntelanger Einzahlungen.
Wenn das Geld nicht reicht, werden neue Ideen in den Raum gestellt. Jüngst forderte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ein Pflichtjahr für Rentner. Menschen, die bereits 40 oder 45 Jahre gearbeitet haben, sollen im Alter nochmals einen Dienst leisten – in sozialen Einrichtungen oder gar bei der Bundeswehr. Ein Vorschlag, der deutlich macht: Wer auf den Staat setzt, wird immer neue Zumutungen erleben.
Was wäre, wenn man selbst vorsorgen dürfte?
Zur Einordnung:
- Bei einem Jahresbrutto von 35.000 € fließen über Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil zusammen etwa 6.500 € in die Rentenkasse.
- Bei einem Jahresbrutto von 50.000 € sind es rund 9.300 €.
Wichtig: Der Arbeitgeberanteil ist kein „Geschenk“. Er gehört zu den gesamten Arbeitskosten und muss vom Arbeitnehmer mit erwirtschaftet werden. Kein Arbeitgeber könnte dauerhaft überleben, wenn er Teile der Lohnkosten „drauflegt“.
Über 45 Jahre Einzahlung ergibt das in der gesetzlichen Rente etwa 1.700 € Bruttorente im Monat. Über 20 Jahre Rentenbezug summiert sich das auf rund 400.000 €. Kein Kapitalstock, keine Vererbbarkeit, abhängig von der Politik.
Doch was wäre, wenn man diese Beiträge stattdessen privat investieren könnte – zum Beispiel in einen weltweiten Aktienindex mit 8 % Rendite?
Der Unterschied in Zahlen
Jahre Einzahlung | 35.000 € Brutto (Beitrag ca. 6.500 €/Jahr) | 50.000 € Brutto (Beitrag ca. 9.300 €/Jahr) |
---|---|---|
10 Jahre | 94.000 € | 134.000 € |
20 Jahre | 298.000 € | 426.000 € |
30 Jahre | 737.000 € | 1,1 Mio. € |
40 Jahre | 1,69 Mio. € | 2,4 Mio. € |
45 Jahre | 2,52 Mio. € | 3,6 Mio. € |
Selbst bei einem realistischeren Durchschnittseinkommen von 35.000 € ergäbe sich nach 45 Jahren ein Kapital von rund 2,5 Millionen Euro.
Bei 50.000 € Einkommen wären es über 3,5 Millionen Euro.
Der Unterschied zur gesetzlichen Rente ist frappierend: Statt 400.000 € über 20 Jahre Bezug hätte man ein frei verfügbares, vererbbares Vermögen in Millionenhöhe.
Staatliche Eingriffe auch in private Vorsorge
Wer glaubt, mit privater Vorsorge sei man vor staatlichem Zugriff geschützt, sollte sich die aktuelle Steuerpolitik anschauen. Die Abgeltungssteuer greift jedes Mal zu, wenn Gewinne realisiert werden. Die ETF-Vorabpauschale belastet Anleger sogar einmal im Jahr – auch dann, wenn gar keine Gewinne ausgezahlt wurden.
Das ist kein Zufall, sondern ein Muster: Sobald sich irgendwo Geld ansammelt, findet der Staat einen Weg, es anzuzapfen. Man könnte es ein Naturgesetz nennen. Warum nicht Altersvorsorge fördern, indem man die Abgeltungssteuer für langfristige Sparverträge streicht? Stattdessen werden auch hier Hürden aufgebaut, während staatliche Rentenversprechen weiter bröckeln.
Alternative Wege: Gold und Bitcoin
Wer mit Aktien und ETFs nichts anfangen kann, hat dennoch Optionen. Ein einfaches Beispiel: Immer dann, wenn genug Geld übrig ist, einen Krügerrand kaufen – sei es alle zwei Monate oder einmal im Jahr. Über Jahrzehnte läppert sich so ein Goldbestand an, der in der Vergangenheit nahezu dieselbe Performance wie der MSCI World erzielt hat. Rund 8 % jährlich, nur eben greifbar und ohne Zugriff von außen.
Noch flexibler ist Bitcoin. Wer skeptisch gegenüber Gold ist, kann auch in digitale Knappheit investieren. Der Vorteil: Schon mit 5 oder 50 Euro lassen sich kleine Anteile kaufen, jederzeit, ohne Banken und ohne Grenzen. Während Gold physisch gelagert werden muss, liegt Bitcoin außerhalb klassischer Infrastrukturen – ein Vermögenswert, der bisher noch weitgehend außerhalb des politischen Zugriffs liegt.
Fazit: Verantwortung statt Vertrauen
Die Bilanz ist eindeutig: Der Staat ist kein guter Verwalter von Geld. Er verteilt um, er verschiebt, er verbraucht. Sobald irgendwo Vermögen entsteht, gilt das als Einladung zum Zugriff. Wer sich darauf verlässt, dass „der Staat schon für einen sorgt“, verkennt die Realität.
Das bedeutet nicht, sich abzuwenden oder aus dem System auszusteigen. Aber es bedeutet, die Verantwortung selbst zu übernehmen: durch Rücklagen, Investitionen, Eigentum, Gold oder Bitcoin. Alles, was Unabhängigkeit schafft, ist stabiler als ein politisches Versprechen, das jederzeit neu definiert werden kann.
Am Ende ist das die nüchterne Wahrheit: Staatliche Vorsorge ist kein Anker. Wer Sicherheit will, muss sie selbst schaffen.