Warum ich trotz Bärenmarkt weiter an Bitcoin glaube
Es gibt eine Phase im Bitcoin-Zyklus, die für viele am schwersten zu ertragen ist:
die Zeit nach dem großen Hype, wenn der Preis scheinbar nur noch seitwärtsläuft und niemand mehr genau weiß, ob das jetzt schon der Bärenmarkt ist oder nicht.
Momentan sieht es genau so aus.
Bitcoin pendelt um die 100 000 $, rutscht mal kurz drunter, fängt sich wieder, wirkt stark – aber eben nicht mehr euphorisch.
Für mich ist das ein bekanntes Muster: die späte Distributionsphase.
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Zykluslogik statt Bauchgefühl
Seit 2012 hat sich ein erstaunlich stabiles Muster gezeigt:
Etwa 18 Monate nach jedem Halving erreicht Bitcoin sein Hoch.
Danach folgt ein Bärenmarkt, der typischerweise 12 – 16 Monate dauert und den Preis um 75 – 85 % fallen lässt.
Das ist keine Schwarzmalerei – das ist reine Statistik.
Ich war schon in mehreren dieser Phasen investiert.
Und jedes Mal hat sich gezeigt:
Wer in der Euphorie verkauft, kann später günstiger und stärker zurückkehren.
Das ist kein Verrat an Bitcoin, sondern schlicht antizyklisches Handeln.
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Warum die alten Hasen jetzt aussteigen
Viele unterschätzen, wie zyklisch die alten Hasen denken.
Sie haben schon mehrere Bärenmärkte miterlebt – mit allem, was dazugehört:
Margin Calls, Panik, Medienhass, Jahre der Stagnation.
Und irgendwann fragt man sich:
Warum soll ich das jedes Mal wieder komplett mitnehmen?
Gerade die großen Wale und Langzeitinvestoren wissen:
Man kann an Bitcoin glauben –
und trotzdem den Zyklus respektieren.
Sie steigen nicht aus, weil sie zweifeln,
sondern weil sie wissen, dass sie später dreimal so viele Bitcoin zurückkaufen können.
Sie handeln nicht aus Emotion, sondern aus Erfahrung.
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Die Leugnungsphase
Nach jedem großen Hoch folgt zunächst keine Panik,
sondern Leugnung.
Viele wollen nicht wahrhaben, dass der Markt bereits gedreht hat.
Sie sagen:
„Das ist nur eine Korrektur.“
„Bald kommt das neue Allzeithoch.“
„Diesmal ist alles anders.“
Diese Leugnungsphase ist typisch für den Übergang vom Bullen- zum Bärenmarkt.
Solange die Kurse sich noch um runde Marken wie 100 000 $ halten,
fühlt es sich so an, als könnte jederzeit wieder eine Rally starten.
Doch in Wahrheit findet bereits die Umverteilung statt –
von geduldigen Händen zu ungeduldigen.
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Wenn die Dynamik verschwindet
Ein weiteres deutliches Zeichen für das Ende des Bullenmarkts ist,
dass die Dynamik verschwindet.
Im echten Bullenmarkt spürt man Energie –
Bewegung, Volumen, klare Trendwellen, FOMO in der Luft.
In der Spätphase dagegen „dümpelt“ der Markt.
Es gibt kaum noch neue Impulse,
die Aufwärtsbewegungen sind zäh,
und selbst gute Nachrichten bringen nur noch kurze Anstiege.
Es fühlt sich fast an wie ein Junkie auf Adrenalin- und Dopaminentzug –
das Hoch ist vorbei, der Rausch verflogen,
und zurück bleibt dieses unruhige, suchende Gefühl,
dass doch noch etwas kommen müsste.
Doch genau das ist das Zeichen:
Der Markt lebt noch – aber er atmet schwer.
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Zwischenrallys sind kein neuer Aufwärtstrend
Man sollte sich auch nicht von Zwischenkorrekturen verunsichern lassen.
10 – 15 % Erholungen nach einem ersten Rücksetzer sind völlig normal –
oft dienen sie nur dazu, neue Käufer in den Markt zu locken,
bevor der Kurs anschließend wieder 30 % oder mehr fällt.
Diese kurzen Hochphasen geben das Gefühl,
der Markt hätte sich „gefangen“.
Doch historisch betrachtet sind sie nur Atemzüge des Bären.
Darum gilt:
Die wirklich attraktiven Einstiegspunkte liegen meist rund 30 Monate nach dem Halving –
also etwa ein Jahr nach dem Zyklus-Hoch.
Dort haben sich Übertreibungen abgebaut, das Interesse ist niedrig,
und genau dann beginnt die nächste Akkumulationsphase.
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Die 100 000 $ als „letzte Bastion“
Zurzeit wird die Zone um 100 000 $ mit aller Kraft verteidigt.
Das ist typisch:
Runde Marken sind psychologische Ankerpunkte – dort kaufen „Buy-the-Dip“-Optimisten,
dort werden Hebel gesetzt, dort entscheidet sich, ob der Markt noch einmal nach oben zieht oder endgültig kippt.
Wenn diese Bastion fällt, geht es meist schnell:
unter 90, unter 80, unter 70 – irgendwann ist keine Zahl mehr tabu.
Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern schlicht der Beginn der nächsten Phase.
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Vertrauen bleibt, Strategie ändert sich
Ich glaube weiterhin an Bitcoin.
An die Idee, an das Netzwerk, an die technologische und gesellschaftliche Bedeutung.
Aber ich glaube auch an Zyklen – und daran, dass Märkte atmen müssen.
Deshalb ist mein Ansatz einfach:
Ich verkaufe nicht, weil ich zweifle,
sondern weil ich weiß, dass ich später günstiger mehr Bitcoin kaufen kann.
Das war in jedem Zyklus bisher die bessere Strategie.
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Bitcoin-Zyklen im Überblick
| Zyklus | Halving-Datum | Allzeithoch (ca.) | Abstand Halving → Top | Rückgang im Bärenmarkt | Tiefpunkt (ca.) | Dauer bis zum Tief |
|---|---|---|---|---|---|---|
| 2012 – 2016 | 28. Nov 2012 | Dez 2013 (~1 150 $) | 12 Monate | –86 % | 160 $ | 13 Monate |
| 2016 – 2020 | 9. Jul 2016 | Dez 2017 (~19 700 $) | 17 Monate | –84 % | 3 100 $ | 12 Monate |
| 2020 – 2024 | 11. Mai 2020 | Nov 2021 (~69 000 $) | 18 Monate | –77 % | 15 500 $ | 13 Monate |
| 2024 – 2028 (aktuell) | 20. Apr 2024 | Okt 2025 (~126 000 $ ?) | 18 Monate | ? | ? | ? |
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Fazit
Viele Neueinsteiger lernen Bitcoin im Bullenmarkt kennen – und verwechseln Preissteigerung mit Wahrheit.
Aber wer Bitcoin wirklich verstanden hat, weiß:
Das System funktioniert auch im Winter.
Nur wer die Zyklen respektiert, kann langfristig davon profitieren.
Am Ende gilt ein alter Börsenspruch, der in beide Richtungen funktioniert:
The trend is your friend – until it ends.
Und im Bärenmarkt bekommt dieser Satz eine neue Bedeutung:
Der Abwärtstrend kann dein Freund werden – aber nur, wenn du nicht investiert bist.
Ich bin also nicht draußen –
ich bin auf der Lauer.