Gedankenexperiment: Was bleibt übrig, wenn alle Armen und Reichen auswandern?

Gedankenexperiment: Was bleibt übrig, wenn alle Armen und Reichen auswandern?
Photo by Tushar Mahajan / Unsplash

Ein Gedankenexperiment: Stell dir vor, alle Bürgergeldempfänger würden morgen das Land verlassen. Und gleich hinterher alle Reichen, Privatiers, Unternehmer, Investoren – alle, die in den letzten Jahren genug hatten von Deutschland.

Was bliebe übrig?

Zuerst würden natürlich viele jubeln. Endlich keine Superreichen mehr, die angeblich auf Kosten der Gesellschaft leben. Endlich keine Bürgergeldempfänger mehr, die angeblich „alles geschenkt bekommen“. Nur – wer würde dann eigentlich noch das Land zusammenhalten?

Die Sozialindustrie wäre mit weg: Jobcenter, Integrationsberater, Sozialpädagogen, VdK-Verbände – alle Institutionen, die heute um das System herum existieren, hätten keine Aufgabe mehr. Auch ein Großteil der Bürokratie, die das alles verwaltet, würde überflüssig. Das wäre die erste Schockwelle.

Und danach?

Wenn die Reichen weg sind, ist man selbst ganz schnell der Nächste. Denn irgendjemand ist immer „reicher“. Heute sind es die Millionäre, morgen die, die 500.000 Euro haben, übermorgen der mit 100.000. Es ist eine Spirale des Neids, die sich nie stoppt, solange Reichtum an sich als etwas Verdächtiges gilt.

Dabei wird oft vergessen: Niemand hat jemanden gezwungen, einen Tesla zu kaufen. Die Leute kaufen ihn freiwillig, weil sie die Innovation schätzen. Und wenn Tesla erfolgreich Autos verkauft, steigt eben der Aktienkurs – und damit das Vermögen von Elon Musk.
Wer daran partizipieren will, kann statt eines neuen Autos auch Tesla-Aktien kaufen. Das ist das Schöne an unserem System: Du kannst selbst entscheiden, ob du Konsument oder Kapitalgeber bist. Du kannst neidisch sein – oder mitverdienen.

Das eigentliche Problem in Deutschland ist nicht „arm gegen reich“. Es ist, dass sich Arbeit immer weniger lohnt. Wer 1.700 Euro netto verdient, hat am Ende oft kaum mehr als jemand mit Bürgergeld. Denn der Bürgergeldempfänger bekommt Miete, Stromzuschuss, Krankenversicherung, alles inklusive – was in Summe einem Netto von rund 1.400 Euro entspricht.

Und das ist kein Vorwurf an die, die Bürgergeld beziehen. Es ist ein Versagen der Politik, die ein System geschaffen hat, in dem man sich fragen muss, warum man überhaupt noch arbeiten soll, wenn der Unterschied so gering ist.

Vor 100 Jahren war Armut existenziell: Hunger, Kälte, Krankheit. Heute gibt es Sozialstaat, Krankenversicherung, Tafeln, eBay-Kleinanzeigen, wo man ein gebrauchtes iPhone oder einen Fernseher fast geschenkt bekommt. Das ist keine Armut im historischen Sinn – es ist eine neue Form der Bequemlichkeitsarmut.

Wer arm ist, lebt heute oft nicht schlecht, aber ohne Perspektive. Wer reich ist, lebt mit Schuldgefühlen. Und wer arbeitet, fragt sich, wofür eigentlich.

Eine Gesellschaft, in der beides – Armut und Reichtum – geächtet ist, verliert ihren Antrieb. Denn ohne Reichtum keine Innovation. Wenn man Elon Musk gesagt hätte: „Mehr als 20 Millionen darfst du nie besitzen“, dann hätte er keine Raketen gebaut. Reichtum ist oft der Antrieb, Neues zu schaffen – und das nützt am Ende allen.

Das Ziel kann nicht sein, Reiche zu vertreiben oder Arme zu verwalten, sondern Arbeit wieder lohnenswert zu machen.
Und vielleicht auch: Leistung wieder wertzuschätzen, ohne sie moralisch zu bewerten.


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